Vereinsinfos

Historie

Der Anfang

Im November 1980 hatten ein Neffe (Ralf Strohe, damals 16) und sein Onkel (Volker Theißen, damals 21) auf einer Familienfeier eine verrückte Idee: Man wollte mit zahlreich vorhandenen Verwandten und Freunden ein regelmäßiges Treffen zum Fußballspielen ins Leben rufen. Einfach nur Kicken im Park - so wie viele andere Gruppen, die sich zwanglos in den vielen Kölner Parks treffen. Gesagt, getan: Man überzeugte Brüder, Schwager, kleine Schwestern, Väter und Tanten sowie eine Reihe der besten Freunde und traf sich am folgenden Sonntag im Vorgebirgspark zwischen Raderberg und Zollstock - in der Kölner Südstadt nur ‘Raderthaler Park’ genannt.

Woche für Woche kamen mehr dazu. Da sich natürlich auch Kontakt zu anderen Kicker-Gruppen in diesem Park entwickelte, fing man an, ‘richtige Spiele’ gegen solche Mannschaften zu veranstalten. Am 22.3.1981 spielte man zum ersten Mal auf einem richtigen Fußballplatz gegen ein Team einer nahen Schrebergarten- Kolonie - Tanten, kleine Schwestern und weniger Fußballbegeisterte wichen immer mehr neuen Freunden. Schon bald ergab sich die Möglichkeit, an einem Hobby-Kicker Turnier teilzunehmen. Nun brauchte man einen Namen. Da man sich immer noch als ‘Kicker’ verstand und der ‘Raderthaler Park’ unser Zuhause war, war der Name schnell gefunden: Raderthal Kickers 1981.

In den folgenden Jahren wurde der Spielbetrieb immer ‘professioneller’.
1983 nahm man an einer bundesweit vom KICKER Sportmagazin veranstalteten ‘Deutschen Hobbyfußball-Meisterschaft’ mit z.T. recht weiten Auswärtspielen teil. Von 1984 bis 1989 war man Mitglied einer recht ernsthaft geführten Porzer Freizeitliga, bevor sich diese auflöste. Danach wurde es auch für die ‘Kickers’ schwieriger. Man mußte sich wieder selbst um Spiele, Gegner, Plätze und Schiedsrichter kümmern, was für eine Kölner Freizeitmannschaft einen sehr harten Kampf bedeutet. Zudem brauchte man immer wieder neue Spieler, um die natürliche Fluktuation auszugleichen. Da dies alles seit inzwischen 9 Jahren immer nur in den Händen der 3 ‘Hauptmacher’ lag (immer noch Onkel und Neffe, sowie sein bester Freund, Thomas Messer), und auch Individualisten mal müde werden, ließ der Spielbetrieb 1990 an Regelmäßigkeit zu wünschen übrig. Einige der treuen Kicker, inklusive des harten Kerns, meldeten sich, um weiter regelmäßig Fußballspielen zu können, bei ‘richtigen’ Vereinen im Kölner Süden an und spielten nun in verschiedenen Vereinen in der Kreisliga.

Doch schon sehr bald merkten alle, was man an den ‘Kickers’ gehabt hatte. Keine ‘Vereinsmeierei’, keine Grüppchenbildung, keine Neider, keine Trainer, die glaubten, anstatt Kreisliga C ein Bundesliga-Team zu trainieren, keine eingekauften Spieler, um Erfolge zu erzwingen, und vor allem einen echten Freundeskreis im Herberger’schen Sinne, der auch außerhalb des Fußballplatzes zusammen hielt.

Der Verein e.V.

Eines Abends, Anfang 1991, saßen die altbekannten Individualisten mit 2-3 guten Freunden beim Bier zusammen und träumten davon, wieder mit den alten ‘Kickers’-Freunden ohne vorgetäuschten Professionalismus aber dennoch im gut geregelten Spielbetrieb des Fußballverbandes Freude am Fußball zu finden. Auf die Frage ‘warum eigentlich nicht?’ wurden zwar viele Probleme erörtert, aber keines war so schlagkräftig, den spontan geweckten Enthusiasmus zu bremsen. Also zog man los und fand schnell genügend Freunde, die von der Idee begeistert waren und ähnliche Ansichten über Spaß am Fußball besaßen. Man erkundigte sich beim Fußballverband und dem Amtsgericht, was notwendig war, einen Verein zu gründen und beim Verband aufgenommen zu werden - und das war nicht wenig. Am schwierigsten erwies es sich, von der Stadt Köln einen eigenen Fußballplatz für eine gesamte Spielzeit zugewiesen zu bekommen. Die Enttäuschung, nicht im eigenen Stadtbezirk zuhause sein zu können, wich der Freude, auf der BSA Poller Wiesen wenigstens größtenteils auf Rasen spielen zu können. Die dortige Bezirksverwaltung kannte die Kickers aus der Zeit als Hobbymannschaft und lieferte freundliche Unterstützung - was man durchaus nicht von jeder Institution während der Gründungsphase behaupten kann. Nun ging alles sehr schnell; man fand einen freundlichen Notar, der einen beriet, und am 19. Mai 1991 trafen sich 7 Freunde zur Gründungssitzung der ‘Raderthal Kickers Köln 1991 e.V.’ in der Kierberger Str. 15 in Köln-Zollstock. Beim Fußballverband hatte man ihnen zuvor nicht viel Mut gemacht, daß der WFV diesen Namen akzeptieren würde, da der Name ‘Kickers’ bisher nur im Süddeutschen Fußballverband Anerkennung gefunden hatte, doch natürlich wollte man unbedingt den alten Namen behalten (interessanterweise wurde als Ersatzname im Gründungsprotokoll der Name ‘Preußen Köln’ festgelegt - was wäre in diesem Fall wohl aus der Fusion ‘Viktoria’ / ‘SC Brück’ geworden?). Schließlich ging alles gut und dank des großen Einsatzes aller Beteiligten konnten die Kickers bereits zur Spielzeit 1991/92 in der Kreisliga C mit stolzer Freude antreten.

In der ersten Spielzeit lautete das sportliche Ziel, nur nicht Letzter zu werden. Es wurde mit Platz 13 erreicht. Im Jahr 1992/93 sprang schon der 11. Platz heraus. 1993/94 steigerte man sich auf Platz 9 und 1994/95 spielte man gar lange Zeit um den Aufstieg mit, ehe man den 4. Platz belegte.

Der Verein heute

Nun läuft bald bereits die 9. Spielzeit der Raderthal Kickers und wir haben uns im Kölner Kreisliga-Fußball etabliert. Unsere 2. Mannschaft bestreitet dann auch bereits die 4. Spielzeit. Wir sind bekannt als korrekt geführter Verein und in aller Regel faire Mannschaft. Unseren Prinzipien sind wir treu geblieben - auch wenn natürlich der sportliche Ehrgeiz vorhanden ist.

So gibt es keinen Trainer im herkömmlichen Sinn. Konditionsarbeit machte bis Sommer 1997 - wenn genug Leute zum Training gekommen sind - unsere Spielerfrau und gelernte Sportlehrerin Angie Kluczynski-Witt. Seitdem versuchen einige Spieler das "Training" unermüdlich fortzusetzen...

Um die sonntägliche Aufstellung kümmert sich ein dreiköpfiger Spielerrat, der alle 6 Monate von der Mannschaft neu gewählt wird. Vier der 5 Vorstandsmitglieder, die sich einmal im Jahr der Mitgliederversammlung zur Wahl stellen müssen, sind z.Zt. auch Spieler. Doch im Laufe der Zeit haben sich vielfache Freizeitaktivitäten entwickelt, die zum großen Teil von ‘inaktiven’ Mitgliedern initiiert werden. Legendär sind Weihnachtsfeier und Sommerfest. Unser ganzer Stolz ist die tolle Vereinszeitung Kickers Report. Mannschaftsfahrten, Skifreizeiten, Bowling-Meisterschaften, Billard-Turniere und ähnliche Veranstaltung stehen genauso auf dem Programm wie einfach nur geselliges Beisammensein. Neue Mitglieder - ob Spieler oder ‘Inaktive’ - werden schnell integriert und unser Enthusiasmus hat noch nicht nachgelassen.

Inzwischen ist der Altersschnitt der Mannschaft zwar deutlich über 30 Jahre - aber wenn wir wirklich mal zu alt werden, dann spielen wir halt bei den ‘Alten Herren’ oder verlagern uns noch mehr auf unsere Freizeitaktivitäten.
Zur Zeit haben wir ca. 100 Mitglieder und wir fühlen uns immer noch wohl als ‘der etwas andere Kölner Fußball-Verein’ und damit hat sich all die Mühe der ganzen Jahre wirklich gelohnt.

Die 2000er

Wieder sind 2 Jahre ins Land gegangen. Was hat sich getan? Oberflächlich ist alles beim altem geblieben: Der Verein besteht wie bisher, die Feste werden gefeiert wie sie fallen und es gibt immer noch 2 Mannschaften der Raderthal Kickers, die in der Kreisliga C um Punkte kämpfen und - größtenteils - Spaß dabei haben. Es kommen kontinuierlich neue Leute dazu, die fast ausschließlich gut zu uns passen und von denen viele auch zu Freunden werden. Doch wenn man genauer hinsieht, hat sich doch wieder einiges verändert. Zunächst hat der Spielbetrieb an Würze gewonnen seit der Einführung der Kreisliga D im Fußballkreis Köln. Automatisch ist dadurch Ehrgeiz dazu gekommen. Man wollte nie aufsteigen, also war auch nie Druck im sonntäglichen Spielbetrieb. Doch seitdem die Kickers nicht mehr in der niedrigsten Liga spielen, ist plötzlich der sportliche Druck da, nicht absteigen zu wollen. Erstaunlicherweise ist dies nicht unbedingt ein negativer Druck - er macht eben nur den Spielbetrieb zunächst mal interessanter. Und es ist doch bemerkenswert, dass selbst im größten Hobbyfußballer auch ein Quäntchen Ehrgeiz steckt. Bisher ist dieses Unterfangen auch ohne große Mühen gelungen. Doch nachdem in dieser Saison durch die Reduzierung der oberen Ligen, gleich 5 Mannschaften absteigen müssen, ist die Gefahr vor der Saison für beide Mannschaften natürlich so groß wie nie geworden. Die erste Mannschaft - und auch dies ist ein neuer Trend - hat sich sportlich in der laufenden Saison zu einer überraschend starken Mannschaft entwickelt. Die wahrscheinlich beste Kickers-Mannschaft aller Zeiten besticht vor allem durch eine große Ausgeglichenheit im gesamten Kader der 16-18 Spieler und hat sich schon früh deutlich von den Abstiegssorgen distanziert. Das Neue daran ist, dass sich diese erste Mannschaft dadurch spielerisch weit entfernt hat von der zweiten Mannschaft, in der doch mehr und mehr die Hobbyfußballer zu finden sind, die zudem kräftig in die Jahre kommen. Das Schöne daran ist allerdings, dass trotzdem der Zusammenhalt zwischen erster und zweiter Mannschaft weiterhin vorbildlich für jeden Verein ist. Man ist immer noch ein Team, fährt natürlich zusammen auf Mannschaftsfahrt und hilft sich gegenseitig, wo man kann. Spielerisch ist diese Hilfe natürlich durch bestimmte Regeln im Fußballbetrieb begrenzt, so dass die zweite Mannschaft im Jahre des Vereinsjubiläums erstmals stark abstiegsgefährdet ist und bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt bangen muss. Allerdings ist das Durchschnittsalter vor allem der zweiten Mannschaft in der oberen Hälfte der 30er Jahre und es kommt nicht selten vor, dass der direkte Gegenspieler auf dem Platz zwanzig und mehr Jahre jünger ist. Und hier sind wir bei einer weiteren, schleichenden Veränderung: Der Tag rückt näher, an dem der härteste Kern der Raderthal Kickers in ein Alter kommt, in dem man nun wirklich nicht mehr die Knochen über die Aschenplätze dieser Stadt scheuchen möchte. Aber was kommt dann?

Das wird sicher in den kommende 2-3 Jahren die entscheidende Frage werden. Die Protagonisten vom Anfang dieser Geschichte sind eben heute nun mal 37 und 42 Jahre alt.

Sicherlich sind einige 'Aktivisten' dazu gekommen, die ein paar Jahre jünger sind; aber auch die sind jenseits des Alters, in dem man noch eine große Fußballzukunft in der Kreisliga hat. Und der Verschleiß bei den vielen aktiven Freizeitgestaltern lässt sich auch nicht wegdiskutieren. Die Organisation mancher Feier verläuft schleppender. Der Zuspruch bei Freizeitangeboten wie Bowling oder auch Sommerfesten ist nicht mehr so euphorisch. Wie geht es also weiter?

Die Geschichte der Kickers

Wird man sich beim Altherrenfußball wiedersehen - der allerdings wieder weit mehr eigene Koordination von Gegnern und Schiedsrichtern verlangt? Werden andere kommen und die Führung übernehmen? Wird man irgendwann wieder zu den Wurzeln zurückkehren und sich an Wochenenden im 'Raderthaler Park' treffen, um ein wenig auf der Wiese zu kicken? Oder wird der Verein sich vielleicht auf andere Sportarten verlagern, die man auch in höherem Alter noch wettbewerbsmäßig bestreiten kann?

Diese Fragen lassen sich wohl nur im Laufe der Geschichte klären. Zunächst feiert man in diesem Jahr das 10-jährige Vereinsbestehen - und dieses Turnier und die Feier sind noch mal ein Vorbild alter Kickers-Tugenden. Ohne große Aufforderung haben sich neue Leute gefunden, die die Organisation dieses Jubiläums in energische Hände genommen haben und etwas neues und großes auf die Beine gestellt haben. Hier werden sich noch mal viele alte und ehemalige Kicker, aber auch Gegner aus den letzten Jahren treffen und vielleicht setzt diese Feier auch noch mal neue Energien frei für die Zukunft des Vereines. Was auch immer passiert, das Fazit "es hat sich gelohnt" bleibt weiterhin gültig und man darf wirklich gespannt sein, wie diese Geschichte nach dem nächsten Zeitsprung in vielleicht 5 Jahren fortgeschrieben wird.

Das vierte Jahrzehnt

Seit dem letzten ‘Zeitsprung’ sind nun sage und schreibe 23 Jahre vergangen.
Wie konnte das passieren? Wie kann es sein, dass es diesen Verein, der vor 33 Jahren eigentlich als ‘organisierte Hobbymannschaft’ gegründet wurde, immer noch gibt? Was hat sich verändert? Was ist geblieben?

Die Frage, warum es an dieser Stelle seit 23 Jahren keine Aktualisierung gegeben hat, könnte man spontan damit beantworten, dass sich eigentlich nichts verändert hat.

Die Kickers sind immer noch die Kickers. Sie erfinden sich selbst immer wieder neu, indem sie immer wieder dieselben bleiben.

Wir sind weiterhin der Verein, der von immer wieder neuen Freundschaften lebt. Es ist faszinierend, wie schnell sich viele neue Spieler zutiefst mit dem Verein und seiner unveränderten Philosophie identifizieren und wie reihenweise neue Freundschaften entstehen, die auch außerhalb des Fußballgeschehens zu engen Bindungen führen und auch generationsübergreifend funktionieren.

Und wenn dann doch mal neue Spieler hinzukommen, die den “etwas anderen Verein” zu einem Verein machen wollen, der mit Trainingspflicht und Leistungsprinzip zu einem stinknormalen Club werden würde, dann sind die Kickers stark genug, um sich mit selbstreinigenden Kräften und stabiler Identität ihre Nische zu erhalten und sich ihr Alleinstellungsmerkmal nicht rauben lassen.

Auch im vierten Jahrzehnt ist es so, dass das ursprüngliche Konzept zu stetigem Zulauf führt, was sich an heutigen Rekordmitgliederzahlen festmachen lässt.
Immer wieder gab und gibt es aktive Menschen, die dieses Nischenkonzept überzeugend genug finden, sich im Vorstand zu engagieren.

Das Konzept der Raderthal Kickers Köln 1991 e.V. ist also ganz offensichtlich selbsttragend und selbsterhaltend – was den Gründern vor über 30 Jahren niemals in den Sinn gekommen wäre.

Rekordmitgliederzahlen bewirkend natürlich auch, dass es weiterhin stabil zwei Mannschaften gibt, die sich leistungsmäßig zwar unterscheiden aber dennoch eine Gemeinschaft bilden und sich gegenseitig auf und abseits des Fußballplatzes aushelfen und unterstützen.

Sportlich (und quasi tagesaktuell) musste die ersten Mannschaft 2023 den zweiten Abstieg der Vereinsgeschichte hinnehmen, ist aber drauf und dran, auch den zweiten Aufstieg nach 2011 zu schaffen.

Wie wird es weitergehen mit den Kickers? Eine Frage, die sich bei jedem Zeitsprung erneut stellt und nur rückwirkend beantworten lässt. Doch es gibt viele Anzeichen, die darauf hindeuten, dass sich auch im fünften Jahrzehnt jemand findet, der diese Historie fortschreibt.

So ist der Anlass dieses Updates die Tatsache, dass sich der aktuelle Vorstand bei der Neugestaltung des Internetauftrittes – der dritten Generation seit Gründung des Vereins – stark engagiert.

Inzwischen gibt es sogar eine Raderthal Kickers Merchandising Kollektion und die weite Verbreitung von Kickers Shirts bei Aktiven und Inaktiven an Spieltagen und zu anderen Gelegenheiten zeugt von ungebrochener Identifizierung mit dem Verein.

Auch die Tatsache, dass zurzeit der Sohn eines der drei Protagonisten aus der Gründerzeit heute im Vorstand aktiv ist, macht Mut an eine stabile Zukunft zu glauben.

Rakis forever?